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Mehr Service und Komfort an den Unterallgäuer Wertstoffhöfen

Mehr Service und Komfort an den Unterallgäuer Wertstoffhöfen

Ein großes Annahme-Spektrum, attraktive Öffnungszeiten, genügend Platz und moderne Erfassungsbehälter ohne Leitern und Tritte: Die Unterallgäuer Wertstoffhöfe sollen künftig mehr Service und Komfort bieten. Der Umweltausschuss des Unterallgäuer Kreistags beschloss ein Entwicklungskonzept, das eine schrittweise Neuausrichtung der Wertstoffhof-Infrastruktur bis 2035 vorsieht. Geplant ist, dass zahlreiche Einrichtungen modernisiert oder neugebaut werden. Da dies aber nicht bei allen am bisherigen Standort möglich ist und manche Entsorgungsstellen seit der Einführung der Altpapiertonne und der Gelben Tonne nur noch schwach frequentiert werden, sollen verschiedene Wertstoffhöfe auch zusammengelegt oder geschlossen werden.

Was im Detail geplant ist, stellte der Leiter der Unterallgäuer Abfallwirtschaft, Edgar Putz, vor. Im Landkreis gibt es aktuell 23 Wertstoffhöfe und eine sogenannte Umladestation in Breitenbrunn. „Die Infrastruktur stammt weitgehend aus den 90er-Jahren“, sagte Putz. Mit Ausnahme der Wertstoffhöfe in Bad Wörishofen, Ottobeuren und Markt Rettenbach, die später errichtet wurden, habe sich seitdem nicht viel getan. Deshalb müsse man die Sammelstellen nun an die aktuellen Bedingungen anpassen.

Die Anforderungen an die Wertstofferfassung sind laut Putz in den vergangenen Jahren immer komplexer geworden. Baulich würden viele Wertstoffhöfe die Erfordernisse nicht mehr erfüllen. Nicht zeitgemäß sei zum Beispiel, dass Grüngut an vielen Wertstoffhöfen noch nicht ebenerdig, sondern über Container entsorgt wird, die man von oben über Treppen oder Leitern befüllen muss. Wie der Chef der Abfallwirtschaft weiter fortfuhr, ist ein entsprechender Umbau an vielen Standorten aber nicht möglich, weil inzwischen die Wohnbebauung an den Wertstoffhof herangerückt ist, es keine Erweiterungsflächen in der Nachbarschaft gibt, die Erschließung unzureichend ist oder der Wertstoffhof auf einer Altablagerung errichtet wurde.

Hinzukommt, dass einige Wertstoffhöfe mittlerweile nicht mehr so stark frequentiert werden wie früher. Seit Einführung der Altpapiertonne im Jahr 2012 und der Gelben Tonne im Jahr 2019 werden laut Putz vor allem kleine Wertstoffhöfe nur noch schwach besucht, da Papier und Verpackungen inzwischen abgeholt werden und nicht mehr zum Wertstoffhof gebracht werden müssen. Eine Rolle spiele auch, dass das Angebot vieler Wertstoffhöfe mittlerweile vollständig von Gewerbe und Handel abgedeckt wird, die Batterien, Leuchtmittel, PU-Schaumdosen und Elektroaltgeräte annehmen. „Insbesondere kleine Wertstoffhöfe besitzen kein Alleinstellungsmerkmal mehr und stehen in Konkurrenz zum Handel.“ So würden viele Bürgerinnen und Bürger nur noch einmal im Monat oder - sofern kein Grüngut anfällt - nur noch einmal im Quartal zum Wertstoffhof fahren.

Um die Infrastruktur zur Wertstofferfassung wieder effizient und attraktiv zu machen, sieht das Entwicklungskonzept vor, dass die Zahl der Wertstoffhöfe von 23 auf 14 reduziert wird. Geplant ist, dass fünf Wertstoffhöfe in den kommenden Jahren aufgewertet werden. Neun Wertstoffhöfe sollen zu vier Wertstoffhöfen zusammengelegt und durch einen zeitgemäßen Neubau ersetzt werden. Fünf Wertstoffhöfe sollen im Bestand erhalten, fünf Einrichtungen ab 2025 geschlossen werden. Der Leiter der Abfallwirtschaft betonte: Bei jeder Schließung werden gleichzeitig benachbarte Wertstoffhöfe verbessert. „Eingesparte“ Öffnungszeiten werde man jeweils durch eine Ausweitung der Öffnungszeiten an anderer Stelle kompensieren. Außerdem werde man zeitgleich das Annahme-Spektrum an den Nachbarstandorten erweitern und dem Personal dort ein Angebot zur Weiterbeschäftigung machen.

Unterm Strich erweitert sich der Einzugsbereich der Wertstoffhöfe mit der Umsetzung des Konzepts von fünf auf 7,5 Kilometer und die Bürgerinnen und Bürger müssen mitunter rund 2,5 Kilometer längere Fahrtwege in Kauf nehmen, veranschaulichte Putz. Gleichzeitig würden diese an den neuen Wertstoffhöfen jedoch mehr Service und Komfort bekommen. Die etwas längeren Wege „werden dadurch kompensiert, dass am Ende nur noch eine Entsorgungsstelle angefahren werden muss, die über ein umfassendes Entsorgungsangebot verfügt, wie es aktuell nur bei großen Wertstoffhöfen der Fall ist.“ Schon heute würden viele einen weiter entfernten Wertstoffhof aufsuchen, da sie nur dort Wertstoffe wie Altholz, Kühlgeräte, Bauschutt oder Grüngut entsorgen könnten.

Ähnlich sah es Landrat Alex Eder: Natürlich sei es eine Umstellung, wenn der gewohnte Wertstoffhof geschlossen werde. Aber letztlich werde die Wertstofferfassung im Landkreis insgesamt besser und sogar dezentraler. „Wir reduzieren zwar die Gesamtzahl der Wertstoffhöfe, bringen durch die einzelnen Aufwertungen aber das Leistungsspektrum besser in die Fläche.“

Während der Umweltausschuss die Schließung der fünf Wertstoffhöfe bereits beschlossen hat, ist die weitere Umsetzung des Konzepts im Detail noch nicht besiegelt. Alle weiteren Maßnahmen sollen einzeln im Umweltausschuss diskutiert und entschieden werden. So ist zum Beispiel noch nicht beschlossen, wo der Neubau für die Wertstoffhöfe entsteht, die zusammengelegt werden.

Das ist an den Wertstoffhöfen geplant

Aufwertung:

  • Wertstoffhof Babenhausen
  • Wertstoffhof Legau
  • Wertstoffhof Türkheim
  • Wertstoffhof Markt Wald
  • Wertstoffhof Wolfertschwenden

Erhalt im Bestand:

  • Wertstoffhof Bad Wörishofen
  • Wertstoffhof Mindelheim
  • Wertstoffhof Ottobeuren
  • Wertstoffhof Markt Rettenbach (bis auf Weiteres)
  • Wertstoffhof Memmingerberg (bis auf Weiteres)

Zusammenlegung und Neubau:

  • Wertstoffhöfe Buxheim, Boos und Heimertingen
    (Kompostierungsanlage Buxheim bleibt erhalten)
  • Wertstoffhöfe Erkheim und Sontheim
  • Wertstoffhöfe Kirchheim und Pfaffenhausen
  • Wertstoffhöfe Stetten und Dirlewang (Stetten wird bereits vor Neubau geschlossen)

Schließung:

  • Wertstoffhof Ettringen
  • Wertstoffhof Oberschönegg
  • Wertstoffhof Stetten
  • Wertstoffhof Tussenhausen
  • Wertstoffhof Woringen
Inhalt zuletzt aktualisiert am: 30.04.2024