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Kreisheimat- und Kreisarchivpflege

Was sollten Besitzer eines denkmalgeschützten Gebäudes beachten? Welche Spuren haben die Kelten im Unterallgäu hinterlassen und wie sind bestimmte historische Kunstgegenstände einzuordnen? Wie wird im Unterallgäu traditionell gekocht, gesungen und getanzt? Um Fragen wie diese kümmern sich im Unterallgäu vier Kreisheimatpfleger. Ihnen geht es darum, dass das Kulturgut im Unterallgäu bewahrt und gepflegt wird. Das Aufgabengebiet der Kreisheimatpflege ist vielfältig. Es reicht von der Denkmalpflege, der Beteiligung an Bauprojekten und der Betreuung von Museen und Sammlungen bis hin zu Themen wie Heimatgeschichte, Wappenkunde, Volksmusik und Mundart. Im Unterallgäu teilen sich vier Kreisheimatpfleger dieses Aufgabengebiet untereinander auf – jeder ein ausgewiesener Experte auf seinem Gebiet.   

An die Kreisheimatpflege können sich alle Unterallgäuer Bürger und Einrichtungen wenden, die eine Frage zu einem heimatkundlichen Thema haben – ob es um Fachfragen geht oder etwa um die richtige Vorgehensweise beim Beantragen von Zuschüssen. Das können zum Beispiel Bauwillige, Sammler, Museen, Schulen, Vereine, Pfarreien oder Gemeinden sein.

Daneben bieten zwei Kreisarchivpfleger ihre Hilfe an, damit Wichtiges für die Nachwelt erhalten bleibt und Chronisten, Schüler, Studenten, Heimat- und Ahnenforscher zuverlässig Informationen aus vergangenen Tagen finden.   

Wenn Sie einen der vier Kreisheimatpfleger beziehungsweise einen der beiden Kreisarchivpfleger kontaktieren möchten, wenden Sie sich am besten an das Landratsamt Unterallgäu. Wir vermitteln Sie dann weiter.

Das Unterallgäu ist seit vielen tausend Jahren besiedelt. Davon zeugen zahlreiche Überreste im Boden. Hier haben frühere Bevölkerungsgruppen ihre Spuren hinterlassen. So gibt es im Unterallgäu zum Beispiel mehrere Bodendenkmäler, die belegen, dass die Kelten hier gelebt haben. Daneben waren auch die Römer im Unterallgäu. Daran erinnert zum Beispiel ein ehemaliger römischer Brandopferplatz im Bereich des Kohlbergs. Außerdem gab es in Türkheim früher ein römisches Kastell. Weitere Zeugen der Vergangenheit sind unter anderem Stoßzähne von Urelefanten, Werkzeuge aus der Jungsteinzeit, alte Münzen, Waffen oder Überbleibsel einstiger Burgen. Experte für das Thema Bodendenkmäler sowie für die Vor- und Frühgeschichte des Unterallgäus ist Kreisheimatpfleger Markus Fischer.   

Fragen und Antworten

Was ist ein Bodendenkmal?

Als Bodendenkmal bezeichnet man im Boden befindliche Überreste von früheren Bevölkerungsgruppen, also Spuren menschlichen oder tierischen Lebens. Bodendenkmäler sind zum Beispiel ehemalige Befestigungsanlagen, Kult- und Bestattungsplätze, Verkehrswege, Siedlungen und Produktionsstätten. Sie „erzählen“ von vielen tausend Jahren Menschheitsgeschichte und liefern Forschern wichtige Erkenntnisse über die Vergangenheit.

Welche Bodendenkmäler gibt es im Unterallgäu?

Im Unterallgäu hat es in der Vergangenheit zahlreiche Burgen gegeben - darauf weisen mehrere Bodendenkmäler hin. So gibt es in Rothenstein bei Bad Grönenbach eine Burgruine und im gesamten Landkreis findet man viele sogenannte Burgställe, zum Beispiel in Legau, Winterrieden oder in Heimenegg. Ein „Burgstall“ ist sozusagen „die Stelle einer Burg“, also der Standort einer früheren Burg. Oft spricht man in diesem Zusammenhang auch von einer „abgegangenen Burg“. Die Mauern und Steine der ehemaligen Burg wurden für andere Bauwerke und Kirchen verwendet und sind in der Regel nicht mehr vorhanden. Vom einstigen Bauwerk zeugen meist nur noch Geländebeschaffenheit, Gräben oder Erdwälle.

Daneben erinnern im Unterallgäu zum Beispiel Grabhügel aus der Bronze- und Hallstattzeit (Eisenzeit) an frühere Bevölkerungsgruppen, etwa in Wiedergeltingen oder Buxheim. 

Ein Hinweis darauf, dass die Kelten im Unterallgäu zu Hause waren, sind neben den Grabhügeln aus der Hallstattzeit die sogenannten Viereckschanzen in Kettershausen, Olgishofen, Türkheim, Dirlewang oder Rammingen. Eine Viereckschanze (auch Keltenschanze genannt) ist eine viereckige Fläche, die von einem Wall und einem Graben umgeben wird. Vermutlich umgaben diese Einfriedungen keltische Gutshöfe oder sie stellten den Mittelpunkt einer Gemeinde dar. Es könnte sich aber auch um Kultanlagen der Kelten gehandelt haben, die genaue Bedeutung der Viereckschanzen ist nicht abschließend geklärt. Ein Überbleibsel der Kelten ist ferner zum Beispiel auch ein ehemaliger Töpferofen bei Haselbach.

Ein weiteres Bodendenkmal sind die Überreste eines spätrömischen Kastells in Türkheim, das heute als Modell im Südschwäbischen Archäologiemuseum in Mindelheim zu sehen ist, sowie der römische Brandopferplatz im Bereich des Kohlbergs. Hier wurden Tiere geopfert.

Außerdem gibt es über den gesamten Landkreis verteilt Flurdenkmäler wie Grenzsteine oder Sühnekreuze. Viele Grenzsteine erinnern noch heute an historische Grenzen. Sühnekreuze sind Steinkreuze, die entlang alter Straßen, Wege und Kreuzungen, an Bäumen oder Waldrändern stehen und vor allem im Mittelalter errichtet wurden. Warum genau ein bestimmtes Sühnekreuz aufgestellt wurde, ist häufig nicht bekannt. Die meisten Sühnekreuze stehen jedoch in Zusammenhang mit einem Totschlag. Es soll üblich gewesen sein, für den Getöteten am Tatort oder an einem anderen von der Familie vorgeschlagenen Ort ein Sühnekreuz zu errichten. Dieses sollte die Vorübergehenden auf die Tat aufmerksam machen und sie zu Fürbitten für den ohne Sterbesakrament aus dem Leben Geschiedenen anregen.

Die im Unterallgäu bekannten Bodendenkmäler können auf den Internetseiten des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege im sogenannten BayernViewer kartografisch abgerufen werden. Klicken Sie hier und Sie werden zu den Internetseiten des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege weitergeleitet. Grundsätzlich können alle im BayernViewer ausgewiesenen Bodendenkmäler besichtigt werden. Sie stehen jedoch unter besonderem Schutz und dürfen nicht verändert oder zerstört werden.

Welche kulturhistorische Bedeutung hat der Kohlberg?

Über den Kohlberg führt eine historische Straße. Diese wurde bereits von den Römern benutzt und im 12. Jahrhundert von Heinrich dem Löwen, dem Herzog von Bayern, ausgebaut, da die Straße für den Salztransport von München nach Lindau bedeutsam war. Heute verlaufen hier die alte Bundesstraße 18 und die Autobahn 96.

Von den Römern zeugt ein Brandopferplatz im Bereich des Kohlbergs. Hier wurden verbrannte Tierknochen von Schafen, Rindern und Ziegen entdeckt, was darauf schließen lässt, dass an dieser Stelle um etwa 200 nach Christus Tiere geopfert wurden.

An der Ostseite des Kohlbergs befand sich früher der ehemalige Schönauweiher, den der in Oberkammlach geborene Reichskartograph Johann Baptist Homann um 1700 auf einer Karte festgehalten hat. In diesem Bereich fand 1796 im Zuge der Französischen Revolution auch die Schlacht zwischen königstreuen französischen Soldaten und republikanischen Truppen statt, das „massacre de camlac“.

Zur Trennungslinie zwischen Ost und West wurde der Berg durch die Reformation. Damals trennte der Kohlberg das Herrschaftsgebiet der evangelischen freien Reichsstadt Memmingen und der katholischen, bayerischen Herrschaft Mindelheim.

Seinen Namen hat der Kohlberg von der dortigen ehemaligen Köhlerei. Dass auf dem Kohlberg Holzkohle gewonnen wurde, sieht man noch heute an den Vertiefungen im Boden. Es handelt sich dabei um ehemalige Kohlemeiler. In der Zeit um den Zweiten Weltkrieg wurde die Köhlerei wieder in Betrieb genommen, da Kohle damals knapp war.

Welche vor- und frühgeschichtlichen Funde hat man im Landkreis gemacht?

Die ältesten Funde, die man im Unterallgäu gemacht hat, reichen bis in die sogenannte Tertiärzeit zurück. So hat man im Landkreis zum Beispiel Stoßzähne und Unterkiefer von Urelefanten sowie Muscheln gefunden, die rund zehn Millionen Jahre alt sind. Daneben hat man im Unterallgäu Mammutzähne, Steinwerkzeuge sowie Gefäße aus der Stein- und Jungsteinzeit entdeckt. Aus der Bronze- und Hallstattzeit stammen Waffen, Schmuck und Münzen, die als Grabbeigaben in den Hügelgräbern aus dieser Zeit lagerten. Aus späterer Zeit, aus der Frühgeschichte, sind zum Beispiel die Alemannen- und Merowingergräber, die man in Mindelheim und Schlingen entdeckt hat. Anschauen kann man Funde aus dem Unterallgäu im Südschwäbischen Archäologiemuseum in Mindelheim (Zweigmuseum der Archäologischen Staatssammlung für Mittelschwaben).

Was hat es mit dem so genannten "Eisprinzen" aus Mattsies auf sich?

Im Jahr 2021 wurde in Mattsies ein frühmittelalterliches Grab (vermutlich aus dem 7. Jahrhundert) eines bewaffneten Jungen gefunden. Das ihm ins Grab gelegte Schwert, vor allem aber der beigegebene, mit Goldbeschlägen verzierte Waffengurt und der reiche Schmuck lassen darauf schließen,dass das Kind einer wohlhabenden und gesellschaftlich sehr hochgestellten Familie angehörte.
Bei der Bergung kam eine neue Methode zum Einsatz. Es wurde ein schützender Eispanzer als Verpackung auf die fragilen Funde gelegt, indem Lage für Lage der Grabkammer mit Wasser benetzt und dieses mit Flüssig-Stickstoff schockgefrostet wurde. Danach konnte das Grab im Ganzenaus dem Boden gehoben und schonend ins Labor transportiert werden. Wegen dieser Vorgehensweise bekam das Kind den Namen "Eisprinz". Nach eingehender Untersuchung konnte das Archäologenteam im Jahr 2023 die Ergebnisse der Entdeckung vorstellen: Der Junge im Mattsieser Grab war vermutlich zwei Jahre alt und starb an einer chronischen Mittelohrentzündung. Sein Gewand bestand aus kostbarer Seite und bestätigte die Vermutung, dass er aus keiner gewöhnlichen Familie, sondern aus einflussreichem Hause stammte. Warum er alleine in Mattsies beerdigt wurde, bleibt offen. Sollte allerdings ein weiterer Fund aus vergleicharer Zeit zutage treten, wird die aufbewahrte DNA des Jungen herangezogen werden.

Was sagen diese Funde über die Vergangenheit des Landkreises aus?

Man kann daraus ableiten, dass die erste Besiedelung des Unterallgäus erfolgte, als die letzten Gletscher abgeschmolzen waren und mit den großen Schmelzwasserströmen die typische Unterallgäuer Landschaft entstanden war. Das war vor 15.000 bis 10.000 Jahren vor Christus.

Das Unterallgäu ist mit Kunst und Kultur reich beschenkt. Klöster, Kirchen, Kapellen, Schlösser und Museen bergen eine große Fülle an Schätzen. Weit über die Grenzen des Landkreises hinaus bekannt sind zum Beispiel die Reichsabtei Ottobeuren, eine der größten Klosteranlagen der Benediktiner weltweit, sowie das Chorgestühl in der ehemaligen Reichskartause in Buxheim. Aber auch die zahlreichen verschiedenen Heimatmuseen oder Wallfahrtskirchen sind einen Besuch wert. Fachmann für den Bereich Museen und Kunstgut im Unterallgäu ist Kreisheimatpfleger Christian Schedler.    

Fragen und Antworten

Welche Museen gibt es im Unterallgäu und was erfährt man dort über den Landkreis?

Im Unterallgäu und in der Stadt Memmingen gibt es über 30 Museen sowie verschiedene Schlösser und zugängliche Sammlungen ganz unterschiedlicher Ausrichtung. Die Heimatmuseen präsentieren das ländliche Leben und informieren über herausragende Persönlichkeiten – wie zum Beispiel das Schwäbische Bauernhofmuseum Illerbeuren, das Kneippmuseum in Bad Wörishofen, das Mühlenmuseum in Katzbrui oder das Allgäu-Schwäbische Dorfschulmuseum in Daxberg.

Die Schlösser der Fugger in Babenhausen und in Kirchheim geben einen Einblick in das Leben der bedeutenden Kaufmanns- und Adelsfamilie sowie in adeliges Wohnen im Lauf der Jahrhunderte. Außerdem informieren sie über die Rolle der Fugger in der Geschichte Europas.

Daneben gibt es im Unterallgäu Klostermuseen, die ebenso wie die Schlösser Kunst und Kultur von Weltrang bergen, zum Beispiel das Klostermuseum der Benediktinerabtei Ottobeuren oder die ehemalige Reichskartause in Buxheim. Die zahlreichen, teilweise einzigartigen Spezialmuseen und Sammlungen widmen sich auf interessante und kurzweilige Weise dem jeweiligen Thema, zum Beispiel das Schwäbische Turmuhrenmuseum, das Textilmuseum und auch das Schwäbische Krippenmuseum in Mindelheim oder das Wallfahrtsmuseum  in Maria Steinbach.

Weitere Informationen zu Museen und Schlössern im Unterallgäu finden Sie hier. Einen Museumsführer für Memmingen und das Unterallgäu erhalten Sie außerdem in allen Museen im Landkreis sowie im Landratsamt Unterallgäu.

Auf was sollte man bei der Aufbewahrung historischer Gegenstände achten?

Man sollte die Dinge ihrer Art gemäß aufbewahren. Zeichnungen und Aquarelle sollte man zum Beispiel nicht ins direkte Licht hängen. Bei Textilien, Gemälden und Skulpturen ist es wichtig, diese eingepackt aufzubewahren und dazu keine Plastikfolie sondern zum Beispiel Leinen zu verwenden. Außerdem sollte man bei Textilien an einen Mottenschutz denken.

Viele Pfarreien stehen zum Beispiel vor der Frage, wie sie Messgewänder richtig aufbewahren. Geeignet sind hierfür trockene Räume, in denen die Messgewänder am besten flach liegend aufbewahrt werden. Reicht der Platz für die liegende Lagerung nicht aus, dann können die Messgewänder als zweite Option auch aufgehängt werden - wenn man dabei einige Dinge beachtet: So gibt es zum Beispiel spezielle Bügel, auf denen die Messgewänder besser hängen. Wichtig ist hier, dass die Bügel breit genug für die Gewänder sind. Rauchmäntel zum Beispiel gehören auf große dreieckige Bügel, deren Achsen so lang sind, dass der Stoff in der ganzen Länge aufliegt. Sind bereits Schäden vorhanden, dann sollten diese ausschließlich in fachkundigen Werkstätten behoben werden.

Wer sich nicht sicher ist, wie er welche historischen Gegenstände aufbewahren soll, fragt am besten bei Kreisheimatpfleger Christian Schedler nach. Dieser bietet kostenlos seine Hilfe an.

Was mache ich, wenn ich nicht weiß, wie ich einen privaten Gegenstand kunsthistorisch einordnen soll?

Wer nicht genau weiß, mit was für einem Objekt er es zu tun hat, welchen Wert dieses hat und ob es sich lohnt, den Gegenstand aufzuheben, sollte sich Rat holen. Besser man fragt einmal zu viel als einmal zu wenig. Denn der Verlust an Kulturgütern ist groß – es wurden schon viele kostbare Dinge unwissend entsorgt. Kreisheimatpfleger Christian Schedler informiert gerne und kostenlos.

Welche Wallfahrtskirchen gibt es im Unterallgäu und welche kunstgeschichtliche Bedeutung haben diese?

Das Unterallgäu ist eine alte und überreich ausgestattete Kulturregion mit einer Unzahl an Kirchen, darunter allein 46 Wallfahrtskirchen. Zu den bedeutendsten gehören die Rokoko-Kirche in Maria Steinbach, die Wallfahrtskirche in Kirchhaslach oder die kleine Maria-Schnee-Kapelle in Nassenbeuren.

Die von überquellendem Rokoko erfüllte Kirche in Maria Steinbach steht der berühmten Wieskirche bei Steingaden aus kunsthistorischer Sicht in nichts nach, außer dass sie weniger bekannt ist. Die frühere kleine Landkirche gewann an Bedeutung, als der Abt des Prämonstratenserstifts Rot a. d. Rot ihr im Jahr 1723 einen Kreuzpartikel schenkte. Daraufhin entstand eine Heilig-Kreuz-Wallfahrt. Nachdem im Jahr 1730 zum ersten Mal beobachtet worden war, wie die Marienstatue ihre Augen bewegte, entwickelte sich eine der bedeutendsten Marienwallfahrten in Süddeutschland. Bald wurde die bisherige Kirche zu klein: Im Jahr 1755 wurde an ihrer Stelle ein neues Gotteshaus geweiht. Wie groß der Zustrom der Pilger war, zeigt schon die Tatsache, dass allein während der Bauzeit über 32.000 Messen gelesen wurden.

Die Wallfahrtskirche in Kirchhaslach wurde der Legende nach an der Stelle errichtet, an der ein Ritter von Hohenrechberg im Jahr 1380 ein Marien-Gnadenbild gefunden hatte. Das Gnadenbild sei von Babenhausen immer wieder an seinen Fundort zurückgekehrt. Die Kirche wurde in den heutigen Ausmaßen in den Jahren 1449 bis 1470 als dreischiffige gotische Pfeilerbasilika gebaut und von 1707 bis 1710 barockisiert. In Kirchhaslach handelt es sich um die älteste Marienwallfahrt im Unterallgäu.

Die Maria-Schnee-Kapelle in Nassenbeuren ist ein orientalisch anmutendes Kleinod. Sie entstand im Jahr 1655 an der Stelle eines kleinen Marienbildes im Typus der sogenannten Maria Schnee, das an einer Tanne angebracht war. Wenige Jahre später entstand hier eine Einsiedelei. Die heutige Wallfahrtskirche geht zurück auf  die Jahre 1701 bis 1703. Am Ende einer der ältesten Lindenalleen Bayerns steht eine von außen eher unscheinbare Kapelle, die aber im Innern durch eine überreich geschnitzte Ausstattung in Gold und Rot überrascht. Die unübersehbare Fülle an Figuren und Schnitzwerk erinnert an orthodoxe Ikonostasen (Bilderwände). In dieser Kapelle dichtete Christoph von Schmid den berühmten Liedtext „Ihr Kinderlein kommet“.

Welche Bedeutung hat das Unterallgäu darüber hinaus aus kunsthistorischer Sicht?

Das Unterallgäu gehört deutschlandweit zu den am reichsten mit Kunst und Kultur beschenkten Regionen. Kirchen, Kapellen, Schlösser und Ortschaften bergen eine große Fülle an Schätzen. Man denke nur an die ehemalige Reichsabtei Ottobeuren, an deren Ausstattung die bedeutendsten Meister des süddeutschen Rokoko mitgewirkt haben, an die ehemalige Reichskartause Buxheim mit ihrem unübertroffenen Chorgestühl oder an die prachtvollen Dorfkirchen wie zum Beispiel St. Magnus in Unterrammingen.

Nähere Informationen über die Museen im Unterallgäu finden Sie hier.

Tradition hat im Unterallgäu einen hohen Stellenwert. Viele Vereine pflegen das Brauchtum. Wie die Menschen einst im Bezirk Schwaben gelebt haben, erfahren Sie im Schwäbischen Bauernhofmuseum in Illerbeuren. Der Landkreis Unterallgäu ist Mitglied im Trägerverein des Museums. Wer genau hinschaut, kann auch aus Wappen die Geschichte berühmter Familien aus dem Unterallgäu erfahren. Fachfrau für Wappenkunde ist Kreisheimatpflegerin Monika Zeller. Sie befasst sich zudem mit Brauchtum und Tracht. Und sie kennt viele traditionelle Gerichte aus der Region, die nicht in Vergessenheit geraten dürfen. Denn die Schwäbische Küche ist reichhaltiger als erwartet.

Fragen und Antworten

Um was geht es in der Wappenkunde?

Hinter einem Wappen verbirgt sich ein Zeichen - meist für eine Familie oder Personengruppe. Richtig gedeutet verrät das Wappen einiges über seinen Träger. So hilft es bei der Erforschung historischer Belege. Das Unterallgäuer Wappen zum Beispiel mit der goldenen Rosette, der blauen Lilie und den bayerischen Rauten weist auf frühere Herrschaftsverhältnisse  im Landkreis hin. Jeder Bestandteil erzählt eine eigene Geschichte. Am wichtigsten ist das Schild. Mehr zur Geschichte des Unterallgäus und zu seinem Wappen finden Sie hier.

Im Jahr 1991 hat der Landkreis Unterallgäu ein Buch herausgegeben, das sich mit Wappen der Gemeinden und des Landkreises befasst. Die Publikationen des Landkreises finden Sie auf dieser Seite.

Welche Bräuche gibt es im Unterallgäu?

Die Unterallgäuer Bürger pflegen zahlreiche Bräuche, beachten Sie nur die schön geschmückten Maibäume, die viele Gemeinden am 1. Mai aufrichten. Viele Bräuche, wie Kirchweih oder Erntedank, sind kirchlich. Zum Beispiel überbringen die Sternsinger an Dreikönig (6. Januar) traditionell Segenswünsche an die Bürger. Gepflegt werden auch Osterbräuche, wie Osterbrot oder Osterlamm. An Mariä Himmelfahrt (15. August), auch genannt Frauentag, werden vielerorts Kräuterboschen geweiht. Traditionell gehören in den Boschen Gemüse aus der Erde, über der Erde Wachsendes, zum Beispiel Wiesenkräuter oder Getreide, die Rose als Symbol für Maria und drei Nelken, die für die Wundmale Christi stehen.

Im Schwäbischen Bauernhofmuseum Illerbeuren legen die Verantwortlichen ein besonderes Augenmerk auf kirchliches Brauchtum. Es wird in der Museumskapelle zu vielen Anlässen praktiziert. Beispielsweise werden am 2. Februar zu Mariä Lichtmeß Kerzen geweiht, anlässlich des Leonhardstages im November findet ein Leonhardiritt statt. Mehr über das Bauernhofmuseum und dort stattfindende Veranstaltungen finden Sie auf dieser Internetseite.

Häufig sieht man im Unterallgäu am ersten Sonntag nach Aschermittwoch Funkenfeuer lodern. Dieser Brauch ist heidnischen Ursprungs. Das Feuer soll den Winter vertreiben.

Einen wichtigen Stellenwert nimmt auch die Fasnacht ein. Gemeint war damit ursprünglich die Nacht vor dem Fasten, also vor Aschermittwoch. In dieser Nacht feierten die Menschen noch einmal kräftig, bevor die Fastenzeit anfing und sie auf Fleisch verzichten mussten. Zu Fasnacht gibt es traditionell Fett- und Schmalzgebackenes, wie Krapfen oder Küchle. Diese Leckereien sind Sinnbilder für Überfluss und Festfreude.

Wie wird im Unterallgäu traditionell gekocht?

Die schwäbische Küche ist mit einfachen und deftigen Gerichten als „Arme-Leute-Essen“ bekannt. Aber sie ist reichhaltiger als gedacht: Sie spiegelt die Vielfältigkeit Schwabens hinsichtlich herrschaftlicher und konfessioneller Entwicklungen wieder, ist geprägt von unterschiedlichen geologischen und wirtschaftlichen Verhältnissen und auch die Handelsbeziehungen nach Italien und Frankreich haben sie geprägt.

Typisch für das Allgäu sind Käsespatzen, versoffene Jungfrauen (mit Most getränkte Semmel in Schmalz ausgebacken) und Maultaschen, Voressen (saure Kutteln), Pfitzauf (schwäbisches Soufflé), Surbraten (gepökeltes Fleisch) und Lumpensuppe (saurer Presssack mit Romadur und vielen anderen Zutaten).

Wie sieht die traditionelle Kleidung im Unterallgäu aus?

Das Wort „Tracht“ war im ländlichen Sprachgebrauch nicht üblich. Kleidung heißt in Schwaben „Häs“ oder „Gwand“. Heute wird die Kleidung nach Vorbildern auf alten Votivtafel, Inventarlisten, Fresken in Kirchen oder Zeichnungen angefertigt. Sehr wichtig sind die Originaltextilien, wie sie zum Beispiel im Schwäbischen Bauernhofmuseum Illerbeuren und im Textilmuseum in Mindelheim zu sehen sind. Frauen trugen Schnürmieder, einen gestiftelten Rock, Halbschürze, Bluse, Goller, Strümpfe, Riemenschuhe und eine Radhaube.

Männer kleideten sich mit Kniebundhose, Weste mit Knöpfen, weißes Hemd, Strümpfe, Schnallenschuhe, Knickzylinder und Gehrock. Es gab Unterschiede zwischen evangelischer und katholischer Tracht.

Gibt es einen „Unterallgäuer Dialekt“?

Den einheitlichen Dialekt gibt es nicht, auch wenn von ihm immer wieder gesprochen und geschrieben wird. Man stößt auf Mundartunterschiede, die nicht zu überhören sind. Der Ursprung kommt aus dem Mittelhochdeutschen.

Die Heimatpflege im Bauwesen ist sozusagen die praktische Denkmalpflege. Hierum kümmert sich Dr. Bernhard Niethammer. In diesem Bereich beschäftigt er sich mit allen Gebäuden im Landkreis, die als Einzeldenkmal, im Ensemble eines Ortskernes oder einer Altstadt zusammenwirken oder in der unmittelbaren Nähe zu Baudenkmälern stehen. Im Fokus stehen außerdem die städtebauliche Anordnung aller Gebäude mit öffentlichen und privaten Flächen sowie der Übergang zur freien Landschaft. An erster Stelle steht der Erhalt von denkmalgeschützten Gebäuden und anderen Bauwerken, wie historischen Friedhöfen, Mauern, Brunnen, Kapellen, Marterln, Handwerks- und Produktionsstätten und Toren. Jedes abgebrochene Gebäude und jeder entfernte Gebäudeteil ist für immer verloren und bedeutet einen unwiederbringlichen Verlust an Bau- und Kulturgeschichte und damit eines Stückes Heimat.

Fragen und Antworten

Welche wichtigen Baudenkmäler gibt es im Unterallgäu?

Im Unterallgäu gibt es viele Schlösser, einige Burgen und eine Vielzahl an stattlichen Baudenkmälern wie Pfarrhöfe, Gaststätten, landwirtschaftliche Hofstellen, Zehentstadel und kleinere handwerklich genutzte Gebäude wie Schmieden, Mühlen, ehemalige Webereien und Wohngebäude. 

Die Schlösserlandschaft ist geprägt von den Schlössern der Familie Fugger. Daneben bestehen auch kleinere Schlösser von Patrizierfamilien als Landsitze, beispielsweise aus dem 16. Jahrhundert, und Schlösser aus kirchlichem Besitz.

Die Kreisstadt Mindelheim punktet mit einem ganz besonderen Denkmal - der Mindelburg. Im Jahr 2022 wurde diese zum "Denkmal von nationaler Bedeutung" erklärt und steht damit nur eine Stufe unter dem Prädikat UNESCO-Weltkulturerbe.

Ein wesentlicher Bestandteil der Baudenkmäler im Unterallgäu sind kirchliche Bauten. Die Kirchen, häufig erbaut oder wesentlich umgebaut in der Barockzeit, die Klosteranlagen etwa in der Altstadt von Mindelheim oder das Karthäuserkloster in Buxheim, zahlreiche Kapellen, Mesmer- und Benefiziatenhäuser zeigen den Reichtum an historischer Bausubstanz. Informationen zu Schlössern, Burgen und weiteren Baudenkmälern finden Sie auch auf dieser Seite.

Was zeichnet die Mindelheimer Altstadt aus?

Die Mindelheimer Altstadt zeigt eine spätmittelalterliche Stadtanlage mit einer nahezu vollständig erhaltenen Stadtmauer und den drei noch erhaltenen Zugangstoren. Die Stadtanlage ist streng geometrisch in vier Viertel aufgeteilt, das Pfarrviertel, das Klosterviertel, das Mühlenviertel und das Spitalviertel. Diese Einteilung ist bis heute erhalten und deutlich erkennbar.

Die Bebauung entlang der Hauptachse in der Maximilianstraße ist geprägt von stattlichen Bürgerhäusern mit Geschäften und Handwerkseinrichtungen, die rückwärtige Bebauung in den Gassen und entlang der Stadtmauer besteht aus kleinen ehemaligen landwirtschaftlichen Stellen, Handwerksbetrieben, Wohn- und Nebengebäuden.

Sehr schön ist heute noch die Bebauung an der Stadtmauer zu erkennen. Hier wurden zunächst innerhalb der Stadt kleine, schmale Wohngebäude an die Stadtmauer angehängt. Später, ab dem 19. Jahrhundert, nach der Aufgabe der Wehrfunktion der Stadtmauer, wurden auch außerhalb der Stadt Anbauten an die Stadtmauer zur Erweiterung des Wohnraumes vorgenommen. Der Wehrgraben, heute Stadtgraben, blieb lange Zeit unbebaut. 

Wie sollte man mit historischen Bauwerken umgehen?

Grundsätzlich kann der Umgang mit historischer Bausubstanz mit drei Schritten beschrieben werden:

  1. Erhalt und Sicherung der vorhanden Substanz, kein Abbruch und keine Verfälschung. 
  2. Material- und handwerksgerechte Ausführung bei Sicherungs- und geringen Ergänzungsmaßnahmen.
  3. Notwendige Ergänzungs-, Erweiterungs- und Modernisierungsmaßnahmen als additive Elemente in zeitgemäßer (moderner) Ausführung, die zu späterer Zeit ohne Beschädigung der historischen Substanz auch wieder entfernt werden können.
Was macht eine gute Baukultur aus?

Bauen in der Gegenwart sollte mit den besten technischen Kenntnissen, einer klaren gesellschaftlichen Zukunftsorientierung, der Berücksichtigung von örtlichen und regionalen Gegebenheiten und einem hohen kulturellen und künstlerischen Anspruch stattfinden. Denn Bauen prägt sowohl den einzelnen Menschen als auch die Öffentlichkeit und die Gesellschaft. 

Im Sinne der Denkmalpflege bedeutet Baukultur in erster Linie den Erhalt, die Pflege und die sorgsame Weiterentwicklung der noch bestehenden Baudenkmäler, die in ihrer Zeit nach den oben genannten Kriterien entstanden sind. Aufgrund ihrer hohen Qualität sowohl in technischer als auch in künstlerischer Sicht, haben sie sich über viele Jahrhunderte bis in unsere Gegenwart erhalten.

Für die Heimatpflege sind beide Aspekte von gleicher Bedeutung:

  • der Erhalt und die sorgsame Weiterentwicklung der bestehenden Bausubstanz
  • und das kulturell und künstlerisch anspruchsvolle neue Bauen.

Aus dieser Haltung heraus wird Baukultur geschaffen und gepflegt.

Neben den vier Kreisheimatpflegern gibt es im Landkreis Unterallgäu zwei ehrenamtliche Kreisarchivpfleger. Diese bieten den Unterallgäuer Gemeinden ihre Unterstützung beim Einrichten und Pflegen eines Archivs an und stehen dem Archivbetreuer der Gemeinde als Ansprechpartner zur Verfügung. Thomas Klein ist für den westlichen Landkreis, Silverius Bihler ist für den östlichen Landkreis zuständig. Wie sich das jeweilige Gebiet genau aufteilt, sehen Sie hier.

Die Kreisarchivpfleger verschaffen sich durch ihre Besuche vor Ort einen Überblick über die jeweiligen Gegebenheiten und beraten die Gemeinden in allen Fragen des kommunalen Archivwesens. Dabei kann es um Ordnung und Erschließung von Urkunden, Akten, Karten und Plänen genauso gehen wie um eine sachgerechte und klimatisch einwandfreie Lagerung der Dokumente. Mehr zum Thema Archivpflege, die eine kommunale Pflichtaufgabe ist, hat die Zeitschrift "Der Bayerische Bürgermeister" zusammengesellt. Einen Auszug finden Sie hier

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Inhalt zuletzt aktualisiert am: 10.01.2024